Kurzgeschichte

 

Give a little love

 

"Wie kann man nur so ein Idiot sein?" "Ich bin der Idiot? Dreh das Ganze jetzt nicht um. Ich gestehe dir meine Liebe und du sagst nichts dazu!"
Der Tag hatte so schön angefangen. Paul und ich waren am See gewesen, an unserer Lieblingsstelle und haben dort einfach rumgelegen, Musik gehört, waren einfach nur zusammen.
Paul hatte mich dann noch nach Hause gebracht und wir haben uns noch zusammen in unseren Garten gesetzt, der Dank meiner Mom Sarah aussah wie ein Mini-Dschungel. Wir hatten so wiel Spaß und Paul hatte angefangen mich mit Erdbeeren zu bewerfen. Als ich dabei ausversehen sogar eine mit dem Mund fing, kriegten wir uns gar nicht mehr ein. Irgendwannließen wir uns zusammen ins Gras fallen, ich legte meinen Kopf auf seine Brust und er fuhr mit seinem Finger meinen Bauch entlang. Und dann hatten diese 3 Worte alles zerstört. "Ich liebe dich, Maja." Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte und starrte Paul nur dümmlich an. "Sag doch was.", flüsterte er und in seine Augen stahl sich Verzweiflung. Und das einzige was ich sagte war: "Möchtest du noch ein paar Erdbeeren?" Und jetzt stritten wir uns. Wegen ein paar Worten, die man nicht mehr zurücknehmen konnte.
"Du kannst sowas doch nicht erzwingen, Paul! Setz mich doch nicht so unter Druck!" "Also liebst du mich wirklich nicht." Es war eine Feststellung, keine Frage, aber in seinen Augen sah ich doch ein kleines Fragezeichen, ein klein wenig Hoffnung. Ich sah weg und als ich nichts erwiderte, schüttelte Paul den Kopf und sagte, während er sich an mir vorbei drängte: "Dann geh ich jetzt wohl besser."
Ich blieb alleine in meinem Zimmer zurück. Und erst als ich Pauls Wagen vom Hof rollen hörte, kamen mir die Tränen. Was hatte ich gemacht? Warum hatte ich denn nicht einfach gesagt, dass ich ihn liebe? Denn vielleicht tue ich das ja?! Es kam einfach alles so überraschent. Und was wenn ich ihn gar nicht wirklich liebe, sondern es mir nur einbildete? Woher sollte ich schon wissen, wie sich Liebe anfühlt? Paul war meine erste richtige Beziehung. Ich will mich doch jetzt noch nicht festlegen, aber alleine sein, ohne Paul, das wollte ich auch nicht. Wenn es mir schlecht ging, war er für mich da. Mit ihm hatte ich die besten Stunden, Tage, Wochen meines Lebens, bis jetzt. Wenn ich schon an ihn dachte, ging es mir immer gleich viel besser und in seiner Nähe konnte ich mich gar nicht einsam fühlen. Oh nein! Ich glaubte, ich liebe ihn vielleicht doch. So richtig wirklich! Verdammt! Ich musste zu ihm. Sofort! Ich musste es ihm sagen. Ich stürmte die Treppe runter. Es war schon 23 Uhr, aber meine Eltern waren ja sowieso nicht da. Sie waren eigentlich nie da. Und jetzt grade waren sie auf Expedition in Afirka. Ein Glück hatten sie vor 2 Jahren beschlossen, ich sei jetzt alt genug, um ohne Kindermädchen auszukommen. Zu doof nur, dass ich meinen Führerschein noch nicht hatte. Ich war ja erst 16! In zwei Jahren kann ich dann endlich alleine los. Aber jetzt hieß es für mich erstmal Straßenbahn fahren. Es gibt nichts was langsamer fährt, wenn man es eilig hatte. Und ich HATTE es eilig!
Als ich dann endlich, nach einer guten Dreiviertelstunde, bei Paul ankam, war es schon fast 24 Uhr. Aber seine Mutter arbeitete wahrscheinlich noch. Sie war Krankenschwester, schlecht bezahlt und fast nie zu Hause. Deshalb musste Paul sich öfter um seine kleinen Geschwister kümmern. Ab und zu nahm seine Schwester Clara sie zu sich. Clara war 27 und wohnte mit ihrem Mann und ihrem Sohn in einer anderen Stadt. Es war nicht weit weg, aber da auch sie arbeiten musste, konnte sie nicht so oft aushelfen. Ich klopfte an und wäre am liebsten sofort wieder schreiend weggelaufen. Zu meiner Überraschung öffnete mir die 6 jährige Vanessa. "Hallo Maja! Willst du zu Paul? Paul ist in seinem Zimmer. Wir sind alle noch wach. Paul kriegt das gar nicht mit." Sie sah mich freudestrahlend an. Es war nicht Pauls Art seine Geschwister sich selbst zu überlassen. Ich schickte Vanessa, Hendrik und Noah ins Bett. Gleich danach lief ich zu Pauls Zimmer und bevor ich wieder abhauen konnte, klopfte ich schnell an. Jetzt gab es kein Zurück mehr. "Mom? Komm doch rein. Bist du schon wieder von der Arbeit zurück?" Ich öffnete die Tür. Paul saß mit dem Rücken zu mir in seinem Lieblingssessel und starrte aus dem Fenster. "Ich bin's. Ich wollte mit dir reden." Er drehte sich ruckartig um. "Maja! Was machst du...? Wie bist du...? Ich bin froh, dass...!" Schnell ging ich auf ihn zu und erstand auf. Ich nahm seine Hand, er ließ sie nicht los. "Ich liebe dich." Ich brachte kaum mehr als ein Wispern zustande, aber Paul hatte es gehört. Mit seinen Fingern strich er mir über die Wange. "Es tut mir leid. ich hätte dich nicht so bedrängen dürfen. Liebst du mich wirklich oder sagst du das nur so? Weil wenn du mich nicht wirklich liebst... also ich kann warten. Wirklich! Du musst nicht..." Ich unterbrach seinen Redeschwall in dem ich meine Lippen auf seine presste. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, löste mich von seinen Lippen und legte meine Stirn an seine. "Ich liebe dich, Paul Schwarz." Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er mir sagte: "Ich liebe dich, Maja Harms."

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